Künstlerisches Handeln
Meine künstlerische Tätigkeit besteht im Entwerfen und Platzieren von Interventionen in bestehenden Ordnungssystemen und Institutionen. Die meist beiläufigen und oft unauffälligen Eingriffe entfalten komplexe individuelle Situationen oder verbleiben ungesehen wie ruhende Einschlüsse in bestehenden Gefügen. Diese performativen Setzungen sind zum Beispiel Fragen oder Behauptungen die ich aufstelle, Worte die ich aus Gesprächen und Briefwechseln sammle, Atemluft die ich versende, Spam-E-Mails die ich auswähle und verschicke, Fotoapparate die ich in Seen und Gewässern versenke, das Behaupten eines Ortes, das Erwerben eines winzigen Grundstücks oder das Warten auf Etwas, auf das es sich gelohnt haben könnte zu warten. Unter Verwendung sämtlicher Medien entwickle ich poetische und stille Eingriffe in meine nächste Umgebung. Diese Setzungen finden Nebenbei statt, im Zwischendurch und Unterwegs. Meist unangekündigt und unkommentiert finden sie in Alltagssituationen und Nebensächlichkeiten ihre vorläufigen Platzierungen. Erst wenn sie bemerkt werden, entspinnen sich komplexe Situationen die den Betrachter konfrontieren, zu Handlungen auffordern, deren momentane Situation reflektieren oder den Blick auf die Besonderheiten der Umgebung lenken. Die Interaktion zwischen Publikum, Intervention und Kontext ist elementarer Bestandteil, Ausgangspunkt der Auseinandersetzung, Entfaltung und Weiterentwicklung sowie Realisierung des individuellen künstlerischen Ereignisses welches immer temporär und einmalig ist. Meine Arbeiten sind zu keiner Zeit vollständig oder abgeschlossen sondern werden fortlaufend und in Kooperation mit weiteren Akteuren oder Gruppen wiederholt, weiterentwickelt und stetig verändert. Anstatt abgeschlossene Werke herzustellen begreife ich meine Tätigkeit als künstlerisches Handeln in ortsspezifischen Kontexten. Meine Arbeiten sind Möglichkeitsformen mit dem Potenzial die Vorstellungskraft der BetrachterInnen herauszufordern und sie anzuregen Fragen zu stellen, Verhältnisse zu reflektieren, sich in Beziehung zu setzen und die eigene Perspektive zu verändern. Meine Interventionen und Setzungen in allernächster Umgebung verweisen so auf größere Zusammenhänge und befragen die Konstruktionen allgemeiner gesellschaftlicher Lebensrealitäten. www.stefanriebel.de |
Artistic Activity
My artistic activity consists in designing and carrying out interventions into existing systems of order. The works, for the most part random and inconspicuous, give rise to complex individual situations; sometimes they remain unseen, like quiet pockets inside given structures. These performative gestures can assume the form of questions or assertions, for instance; words that I collect from conversations and written correspondence; exhaled air that I send; spam e-mails that I select and dispatch; cameras that I submerge in various waters; locations that I claim; tiny plots of land that I purchase; project spaces that I open and make available to others; or waiting for something that might wind up being worth waiting for. Using a variety of media, I devise quiet, poetic interventions in my immediate surroundings. These gestures take place randomly, usually without announcement or commentary, in everyday situations and on the sidelines. When they’re noticed, they begin to unfurl complex situations that confront the viewer, call upon him or her to act, reflect his or her current situation, or shift the focus to certain peculiarities in the immediate area. The interaction between public, intervention, and context is a basic component and point of departure for the encounter and its unfolding and further development, as well as the realization of the individual artistic event, which is always temporary and unique. My works are never complete or concluded, but are repeated, elaborated, and continually changed in cooperation with other individuals or groups. Instead of producing finished pieces, I see my work as an artistic activity in site-specific contexts. My works are forms of possibility that harbor the potential to challenge the viewer’s imaginative powers and pose inspiring questions to reflect upon circumstances, forge relationships, and shift perspective. In this way, my interventions and gestures in the immediate environment frame a reference to wider contexts and inquire into the construction of personal and social living realities. www.stefanriebel.de |